Wir haben uns entschieden, nicht im Einfamilienhaus zu wohnen, wo auch die Vorbesitzer wohnten, sondern im alten Steinbauernhaus, welches als Sommer-Ferienhaus konzipiert worden war.
Dass das Thema Isolation und Winddichtheit jedoch damals beim Ausbau faktisch ignoriert
worden war, haben wir erst bemerkt, als wir den Gasverbrauch im letzten Winter sahen - der war schlicht ruinös! Trotz hohen Kosten erreichten wir im Obergeschoss nicht mehr als 17 Grad bei Minustemperaturen im Aussenbereich!
Der Entscheid für eine Holzheizung hatten wir so oder so bereits gefällt, da das Gas eine nicht erneuerbare Energie ist und erst noch eine der teuersten. Aber was bringt eine günstige Heizenergie, wenn man quasi ins Freie heizt?
Wir beschlossen, die 140m2 schlecht ausgebauten Dachboden gut zu isolieren (ca. 26cm) und das Dach zum Kaltdach umzugestalten. Dazu rissen wir die Kniewände aus Gipsplatten raus, so dass rundherum die Luft von/nach aussen zirkulieren kann. Die Täferverkleidung auf den Sparren mit den ca. 8cm Glaswolle liessen wir bestehen. Die stören nicht und verhindern erst noch, dass jeder Tropfen, der durch das teils leicht lecke Dach rinnt, auch gleich auf dem Boden landet - aber das Dach ist ein anderes Thema!
Weiter sollte die Wand der Wohnung gegen die Heubühne/Werkstatt (ca. 30m2), die auch nur mit ca. 6cm Glaswolle isoliert war, ebenfalls mit ca. 26cm Isolation bestückt werden.
Die grosse Frage war, mit welchem Material und welcher Technik isolieren wir?
Für uns war klar, dass wir ein natürliches Isolationsmaterial wollten. Mögliche Kandidaten waren Zellulose, Hanf und Holzfaser.
Die zweite Frage war, braucht es eine Dampfsperre oder mindestens eine Dampfbremse?
Dampfsperre/bremse ja oder nein?
Nach vielen Tagen Recherche im Internet (einschlägige Foren zum Thema Isolation von Altbauten wie z.B. www.fachwerk.de oder Berechnung von Isolationswerten bei u-wert.net) kannten wir alle Möglichkeiten. Wie das jedoch im Internet so ist, wussten wir immer noch nicht, welche Lösung für uns die beste ist.
Klar war, dass wir das Thema Dampfbremse eng mit dem Thema Isolationsmaterial verknüpfen mussten. Dies vor allem, weil nicht jedes Isolationsmaterial gleiche Qualitäten bezüglich Dampfdiffusion hat.
Erleichternd für die Entscheidung war die Tatsache, dass in einem Altbau, wie unserem Steinbauernhaus unmöglich eine dichte Dampfbremse/-sperre eingebaut werden kann. Der Boden ist uneben, die Balken, die den Boden durchstossen, sind voller Risse. Und eine schlecht eingebaute Dampfbremse lässt man besser gleich bleiben!
Wir haben uns also gegen eine Dampfsperre/-bremse entschieden (auch entgegen der Meinung der meisten Fachleute).
Wir glauben einfach daran, dass eine komplett dampfdiffusionsoffene Konstruktion mit guter Belüftung mit der anfallenden Feuchtigkeit umgehen kann. Fakten dazu dann in ein bis zwei Jahren :-)
Die Anforderungen an den Isolationsaufbau waren also:
tiefer Wasserdampfdiffusionswiderstand (<5)
tiefe Wärmeleitfähigkeit (<= 0.038)
möglichst hohe Rohdichte (hilft zum abhalten der Aussenwärme im Sommer)
gut zum Verarbeiten (geringe Staubentwicklung, genauer Zuschnitt möglich)
eine zur Not begehbare Oberfläche im Dachboden
Gefunden haben wir eine sehr gute Lösung mit Steico-Holzfaser-Produkten.
Aufbauend auf dem 3cm-Riemenboden (direkt darunter die Zimmer, ohne zusätzliche Deckenkonstruktion!) haben wir uns für folgende Konstruktion entschieden:
Aufbau Rahmenkonstruktion:
Bretter Douglasie 45x220mm stehend verschraubt in geschlossenen Bahnen von 59-59,5cm Breite
Aufbau Isolation und Ausführung:
SteicoFlex 036 Holzfaser Dämmmatten in verschiedenen Dicken (80mm, 100mm, 120mm, 140mm)
Verlegt in den Bretter-Bahnen, jeweils mit versetzten Schnitt. Da die Bahnen 0.5-1cm schmäler aufgebaut wurden, als die Matten breit sind, können die Matten schön geklemmt werden.
Zielhöhe der Isolation mit SteicoFlex war 22cm (normal 100+120). Die grossen Unebenheiten im Boden wurden ausgeglichen mit 100+140-er Matten (=240mm).
Bei der Wand gab es eine bestehende 80-er Lattung, die mit 45x140mm Brettern aufgedoppelt wurde. Hier haben wir mit Matten 80+140 gearbeitet.
Auf die Holzkonstruktion haben wir anschliessend nahtlos SteicoBase-Dämmplatten (40mm) verschraubt. Wir haben darauf geachtet, dass die Platten möglichst mit leichtem Druck auf den SteicoFlex Matten aufliegen, damit die Feuchtigkeit mit der Kapillarwirkung gut transportiert wird.
Die SteicoBase Platten (40mm) erlauben ein vorsichtiges Begehen mit weichen Schuhen. Wir schauen darauf, auf den Verschraubungen zu gehen, dann ist es gar kein Problem.
Es gibt auch ein spezielles Produkt von Steico für begehbare Dachböden (SteicoTop), das war uns jedoch zu teuer.
Der Zuschnitt der SteicoFlex Matten erfolgte mit einem Bosch Professional GFZ 16-35 Elektrofuchsschwanz mit Wellenschliffmesser. Wir haben mit Absaugung geschnitten, es geht aber auch problemlos ohne.
Die SteicoBase Platten kann man gut mit einer Handkreissäge oder Tauchsäge schneiden, hier ist eine Absaugung empfehlenswert.
Verarbeitet haben wir das ganze Material ohne Atemschutz, die Staubentwicklung in der Luft ist marginal.
Insgesamt haben wir für dieses Projekt ca. 44m3 an Isolationsmaterial und Holz verbaut und ein paar hundert Schrauben eingedreht.
Fazit nach 2 Monaten in der Heizperiode:
Fast unglaublich! Das Klima im Obergeschoss hat sich komplett verändert und ist nicht klamm und zugig, sondern sehr angenehm. Die Radiatoren (versehen mit Thermostaten) laufen nicht mehr rund um die Uhr, sondern stellen zum Teil für Stunden ab.
Punkto Energieverbrauch sieht es aktuell nach einer Einsparung von ca. 30% aus! Das würde all unsere Erwartungen übertreffen.
Bleibt abzuwarten, ob sich das weglassen der Dampfbremse nicht doch noch rächt! Wir werden die Isolation Anfang Sommer an der einen oder anderen Stelle öffnen und auf Staunässe überprüfen. Das Resultat werden wir dann hier posten.
Hier noch ein paar Bilder zum Projekt:
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