Heidelandschaften sind natürlich, aber es war weitgehend der Mensch, welcher die Natur "gezwungen" hat, die Heidelandschaften zu bilden. Sind sie trotzdem schützenswert?
Die Entstehung der Heidelandschaften geht auf die Jungsteinzeit (11500 - 3300 v.Chr.) zurück, als die Menschen sesshaft wurden und mit Feld- und Weidewirtschaft begannen. Durch Rodung und Beweidung entstehen Freiflächen, die jedoch von wüchsigen Eichen und Buchen häufig neu besiedelt wurden.
Erst mit der intensiveren Nutzung der Waldbestände nach dem 10. Jahrhundert n.Chr. erschöpfte die Regenerationskraft der Baumbestände.
Die Heidebauernwirtschaft
Damit auf den mehrheitlich nährstoffarmen Böden Getreide angebaut werden konnte, mussten die wenigen vorhandenen Nährstoffe eines grossen Gebietes für kleine Äcker eingesetzt werden, damit überhaupt Getreide wachsen konnte. Seit dem frühen Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert wurde dazu der Plaggenhieb angewendet.
Auf grossen Flächen wurde der Oberboden inkl Vegetation und Wurzelzone entfernt (Plaggen). Diese Plaggen wurden getrocknet als Brennmaterial und als Einstreu für die Stallungen genutzt. Die Einstreu, vermischt mit dem Kot der Tiere wurde als Dünger wieder auf die Felder ausgetragen.
Die zusätzliche Beweidung der Flächen entzog dem Boden weitere Nährstoffe und verhinderte den Aufwuchs von Bäumen. Die durch die Übernutzung nach und nach degradierten Böden boten nur noch pflanzlichen Spezialisten wie dem Heidekraut oder dem Heide-Wachholder eine Lebensgrundlage. Diese haben die Fähigkeit, durch starke organische Säuren die letzten Nährstoffe aus dem verarmten Boden zu erschliessen.
Es kam zur Versauerung der Böden, in welchen immer weniger Bakterien als Zersetzer überleben können.
Heidelandschaft heute
Seit dem 20. Jahrhundert sieht der Mensch keinen Nutzen mehr in den Heidelandschaften. Zuviel Aufwand, zuwenig Profit. So wurden und werden heute hunderte km2 an Heidelandschaften zu Ackerland umgewandelt, was heutigen Kunstdünger und die überflüssige Gülle aus der intensiven Viehwirtschaft möglich macht.
Und all die Tiere und Pflanzen, die sich über Jahrhunderte an die Heidelandschaften angepasst haben ...?
Tatsächlich hat eine Heidelandschaft eine sehr dedizierte Biodiversität. Insekten, Vögel, Nager, Reptilien und Pflanzen haben sich auf diese karge Landschaft spezialisiert und verlieren mit dem Schwinden der Heidelandschaften schnell ihre Lebensräume. Viel zu schnell, um sich durch Evolution an neue Lebensräume anzupassen. Sie verschwinden gänzlich aus der Region oder aus dem Land.
Darum macht es für uns Sinn, diese Art von Landschaft zu schützen. Es ist ein Bewahren eines Zustands der Landschaft und damit der Erhalt der vorhandenen Biodiversität.
Letztlich eine künstliche Verlangsamung der vom Mensch immer schneller getriebenen Veränderung.
Glücklicherweise gibt es Organisationen wie Natura 2000, die sich länderübergreifend für den Erhalt solch wichtiger Lebensräume einsetzt.
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